Berg - und Hüttenarbeiterverein
St. Barbara Ensdorf 1873 e.V.
Die Legende der hl. Barbara
Nach alter Überlieferung ist Barbara am 4. Dezember als Tochter des reichen
Purpurhändlers Dioskuros in der Stadt Nikomedia in Klein-Asien geboren.
Wahrscheinlich lebte sie zur Zeit des römischen Kaisers Diokletian (284 bis 305),
der diese Stadt zu seinem Regierungssitz erkoren hatte.
Dieser Kaiser war durch seine überaus grausamen Christenverfolgungen
berüchtigt. Auch Barbaras Vater war ein Christenfeind. Um seine Tochter den
Einflüssen der Christenlehre zu entziehen, ließ er sie bereits als Kind kaum aus
dem Hause, zumal er merkte, dass ihr der heidnische Kult zuwider war und sie
dem Christengott zuneigte.
Als Barbara älter wurde, beschloss der Vater, sie an einen reichen heidnischen
Kaufmann zu verheiraten. So oft er auf Reisen ging, sperrte er sie in einen Turm
mit zwei Fenstern ein, den er eigens für die Tochter hat erbauen lassen, um sie
von der neuen Lehre fernzuhalten.
Die Sklavin, die er Barbara beigegeben hatte, war Christin. Durch diese wurde
Barbara im Glauben unterrichtet. Schließlich brachten es die beiden Mädchen
fertig, mit dem Kirchenvater Origines im ägyptischen Alexandria in heimlichen
Briefverkehr zu kommen. Aus weiter Ferne leitete dieser die Glaubenserziehung
Barbaras.
Eines Tages ließ sich dann Barbara von ihrer Sklavin taufen. Als ihr Vater wieder
einmal verreiste, gab Barbara den Arbeitern ihrer Eltern den Befehl ein drittes
Fenster im Turm auszubauen und auf der Marmorschwelle der Eingangstüre ein
Kreuz einzumeisseln.
Der Vater sah bei seiner Rückkehr das verhasste Kreuzzeichen und Barbara
gestand auf Befragen freimütig, dass sie das Kreuz als Zeichen der Erlösung und
das dritte Fenster als Zeichen der hl. Dreifaltigkeit habe anbringen lassen, weil
sie Christin geworden sei.
Der Vater wollte sie töten, aber Barbara entfloh, ging zu den Richtern und
verteidigte sich selbst. Man brachte nun Fackeln herbei, marterte und folterte sie,
damit sie ihrem Glauben abschwöre. Doch Gott heilte ihre furchtbaren Wunden
durch ein Wunder.
Neu gestärkt kam Barbara das zweite Mal vor die Richter, die sie dann zum Tode
verurteilten.Der Vater schleifte sie in seinem Hass an den Haaren durch die
Straßen zum Richtplatz und enthauptete sie mit eigener Hand.
Da fuhr ein Blitzstrahl vom Himmel und streckte ihren väterlichen Peiniger tot
nieder. Das soll geschehen sein im Jahre 306 unter dem Kaiser Maximin Daza
(+313).
Barbaratag
Der St. Barbara- Gedächtnistag ist der 4. Dezember. Um dieses Fest hat sich ein
schönes Brauchtum gerankt, das wiederum zeigt, wie dieses nach seinen
eigenen Gesetzen entsteht, sich entfaltet und dabei unmerklich, aber oftmals
vollkommen sich verwandelt.
Wenn das Vieh Mitte November die Weide verließ, pflegte man in alter Zeit
Zweige zu schneiden, um sie in Stube oder Stall im Wasser zum Blühen zu
bringen und daraus auf Segen für das kommende Jahr zu schließen. Die Zeit der
Blüte wurde zum Winteranfangsfest.
Erst im 15. Jahrhundert scheint man diese Sitte mit Weihnachten in Verbindung
gebracht und die Blüten für das Christkind erzielt zu haben. Da mit dem
Aufkommen der geheizten Stuben die Knospenentwicklung sich beschleunigte,
verlegte man das Zweigschneiden auf angesehenen Heiligentage wie z. B. auf
den St. Barbara Tag am 4. Dezember, oder auf das Fest der Hl. Lucia am 13.
Dezember.
Dieser hier vorgeführte St. Barbara Brauch ist heute fast in die ganze Breite
unseres Volkes hinein gewachsen. So ist gewissermaßen unter der Hand der
naturkultische Zweigbrauch, mit St. Barbara verknüpft, zu einem schönen und
sinnvollen Adventsbrauch geworden. Diese Verknüpfung und schließlich
Verwandlung in dichtes Volksbrauchtum wird uns gut veranschaulicht in einem
Sinnspruch, der auf Eingangstoren zu Bergwerken in Oberschlesien
öfters zu lesen ist. Dieser Sinnspruch lautet:
Im tiefen Grubenschacht
hast du uns stets bewacht
in Krieg und Blitzesgrauen
wir gläubig auf dich schauen
im Advent ruft dein Stern
zur Christgeburt des Herrn
im Tod zu Gottesthron
führst du den gläubigen Sohn.
Oh höre unser Flehen
laß uns zur Heimat gehen.
In Oberschlesiens Welt
ist auch dein Heimatzelt
St. Barbara